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Was ist Gewaltfreie Kommunikation?
Um diese Frage beantworten zu können, ist es sicher hilfreich, genau zu beleuchten, was mit Gewalt in Kommunikation gemeint ist.
Gewalt in der Kommunikation
Gewalt beginnt aus Sicht des Psychologen Marshall B. Rosenberg (Begründer der Gewaltfreien Kommunikation) bereits in unserer Kommunikation und wird oft nicht als solche erkannt. Auch wenn wir unsere Art zu sprechen nicht als „gewalttätig“ betrachten, führt sie dennoch oft zu Verletzungen und Leid bei uns selbst und anderen.
Wir nutzen beispielsweise Äußerungen, die bei anderen Schuld-, Scham- oder Angstgefühle auslösen sollen, um sie zu einem bestimmten Verhalten zu bewegen: „Nie hörst du mir zu! Wann lernst du das endlich mal?“, „Bitte sei nicht so nachlässig mit deinen Sachen!“, „Wenn du das nicht machst, dann …“
Häufig beschuldigen wir auch andere, für unsere unangenehmen Gefühle verantwortlich zu sein: „Ich ärgere mich, weil du mir nicht hilfst!“, „Ich bin ganz traurig, weil du nicht aufgeräumt hast.“, „Du machst mich so wütend mit deiner frechen Art!“
Auch uns selbst gegenüber üben wir auf diese Weise Gewalt aus, indem wir abwertend und urteilend über uns selbst denken. Dieses abwertende Denken uns selbst gegenüber führt zu Aggressionen, einer tiefen Selbstunsicherheit und Resignation.
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Gewaltfreie Kommunikation
Marshall B. Rosenberg entwickelte eine Kommunikations- und Konfliktlösungsmethode, die er Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nannte. Rosenberg war Gründer des gemeinnützigen „Center for Nonviolent Communication“ und international als Mediator und Friedensstifter bekannt.
Rosenberg beobachtete, dass unsere Fähigkeit für unser Gegenüber Empathie zu entwickeln, stark davon abhängt, wie wir kommunizieren. Dies gelingt, wenn wir von Urteilen und anderen Formen wertender Kommunikation Abstand nehmen und uns auf die Gefühle und Bedürfnisse hinter den Konflikten konzentrieren.
Der Fokus liegt auf einem Sprachgebrauch, der Wohlwollen fördert und einen mitfühlenden Kontakt zur anderen Person ermöglicht. Sprache, die zu Ablehnung oder Abwertung führt, wird in der Gewaltfreien Kommunikation vermieden.
Der Verlauf eines Gespräches wird durch die Besinnung auf die eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse positiv beeinflusst. Die Aussage „Ich bin traurig, weil ich gern mehr Zeit mit dir verbringen möchte.“ ist für unser Gegenüber beispielsweise einladender als der Vorwurf „Nie hast du Zeit für mich!“. Über sich selbst, die eigenen Gefühle und Gedanken zu sprechen, kann uns viele unangenehme Situationen ersparen.
Die GFK als innere Haltung
Die Gewaltfreie Kommunikation ist jedoch vordergründig der Ausdruck einer inneren Haltung. In dieser Haltung sind wir uns selbst und allen Menschen urteilsfrei, wohlwollend und einfühlsam zugewandt.
Wir sehen unser Denken, unsere Aussagen und unser Handeln als einen Ausdruck unserer Bedürfnisse an. Auch Gewalt, in jeder Form, ist immer ein Ausdruck von innerer Not.
In dieser wohlwollenden Haltung hören wir auf zu beschuldigen. Gut und Böse werden sinnlos und haben keinen Platz mehr. Auch das gegenseitige Vergleichen und Bewerten in „besser“ und „schlechter“ verliert an Bedeutung. Stattdessen konzentrieren wir unsere Aufmerksamkeit darauf, was wir gerade fühlen und brauchen. Diese innere Haltung gibt uns selbst Halt.
Das Grundmodell der GFK
Das Modell der GFK soll dabei helfen, sich verständlich zu machen. Es erhöht die Chance der Erfüllung der eigenen Bedürfnisse, bei der wir Unterstützung von außen brauchen. Das Modell ist in vier Schritte unterteilt:
1
Beobachtungen anstatt Bewertungen
Manche Situationen sind uns unangenehm. Nun beschreiben wir konkret, welche Handlungen und Aussagen wir wahrnehmen können. Es ist enorm wichtig, diese Beobachtungen zu äußern. Die Aussage „Ich bin dir gleichgültig!“ ist eine Interpretation eines Verhaltens. Eine Beobachtung wäre in diesem Fall zum Beispiel: „Du hast in den letzten beiden Wochen keinen Abend Zeit mit mir verbracht.“. Dies gibt dem anderen ein konkretes Bild des eigenen Verhaltens, ohne dabei eine Bewertung oder ein Urteil einfließen zu lassen.
Wann immer unser Gegenüber eine Bewertung oder ähnliches hört, verringern sich die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Bedürfnisse erfüllt werden. Es kommt vor, dass unser Gesprächspartner auch dann Kritik hört, wenn wir diese nicht beabsichtigen. In solchen Fällen ist es hilfreich, sich das Gesagte wiedergeben zu lassen: „Was hast du mich sagen hören?“. Hierdurch können Missverständnisse leichter ausgeräumt werden.
2
Gefühl
Im zweiten Schritt nehmen wir wahr, wie es uns mit der Beobachtung ergeht. Die dabei aufkommenden Gefühle teilen wir der anderen Person mit, was die Verbindung zueinander stärkt. In unserem Beispiel wäre das vielleicht Einsamkeit oder Traurigkeit.
Aber Vorsicht! Es gibt Gefühlsäußerungen, die gar keine sind. Beispiele hierfür sind: „Ich fühle mich vernachlässigt oder ungeliebt.“. Sie drücken wiederum einen unterschwelligen Vorwurf aus und gehören in die Kategorie der Schein-oder Pseudogefühle.
3
Bedürfnisse
Gefühle helfen uns, unsere Bedürfnisse zu erkennen. In unserem Beispiel sind es das Gefühl der Einsamkeit und dem Wunsch nach Nähe und Austausch. Doch oft sind diese Erkenntnisse nicht sichtbar. Durch gezielte Schulung der Wahrnehmung wird es leichter.
Viele Handlungen oder Aussagen anderer verärgern uns, weil wir sie bewerten, anstatt uns zu fragen, welche Bedürfnisse in uns gerade hungern. Durch das Bewusstwerden dieser können wir in unangenehmen Situationen zunächst mit uns und anschließend mit unserem Gegenüber besser klären. Dann können wir nämlich klar artikulieren, was wir gerade brauchen, oder nachfragen, ob unser Verständnis einer Situation richtig oder falsch war.
4
Bitte äußern
Zur Erfüllung unserer Bedürfnisse äußern wir konkrete und verständliche Handlungsbitten. Dabei erzeugen wir Verständnis über unsere Gefühle und Bedürfnisse. Das ist das Ziel unserer Bitte.
Um eine konkrete Reaktion zu erreichen, ist es wichtig, klare Formulierung unserer Wünsche zu äußern. Dadurch kann unser Gegenüber unsere Handlungen besser nachvollziehen, so wie in unserem Beispiel: „Ich möchte diese Woche gern mit dir am … (Dienstagabend) Essen gehen.“
Diese wertfreie und leicht nachvollziehbare Äußerung kann dabei helfen, Verständnis füreinander und für die Bedürfnisse des Gegenübers aufzubauen.
Gewaltfreie Kommunikation hilft, Konflikte nicht eskalieren zu lassen und Nähe zu fördern.
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